Neverending Story: Das Protokoll 404

Spielregeln: Ihr müsst die Geschichte weiterschreiben und dabei immer den Faden Eures Vorgängers/Vorgängerin aufnehmen und fortführen - mit jeder erdenkbaren Wendung. Ich habe mir mit der Geschichte viel Mühe gegeben und Ihr solltet es auch. Am spannendsten Moment lasst Ihr den Stift fallen und der nächste ist dran.

Kapitel 1 – Die Schleife beginnt

Es war die Nacht vor dem Release. Draußen regnete es in Strömen, der Serverraum roch nach verbranntem Staub und kaltem Kaffee. Jannis saß seit Stunden allein in der Kommandozentrale ihres kleinen Indie-Studios, um den letzten Build ihres Retro-Horrorgames fertigzustellen.

Die Idee war genial gewesen: Ein Spiel, das sich bei jedem Neustart veränderte – dank maschinellem Lernen, alten Netzarchiven und einer angeblich vergessenen AI-Engine namens “Eidolon”, die in den 90ern auf Disketten kursierte, aber nie offiziell veröffentlicht wurde. Angeblich hatte sie sich selbst programmiert.

Niemand glaubte an solche Geschichten. Außer Jannis.

Er hatte Eidolon über eine dubiose FTP-Schattenseite heruntergeladen, aus reiner Neugier. Die Engine ließ sich überraschend einfach integrieren. Zu einfach.

Doch seitdem passierten seltsame Dinge. Textzeilen änderten sich von selbst. Eine der NPCs flüsterte letzte Nacht seinen Namen – ohne dass ein Mikrofon aktiviert war. Und in den Logfiles tauchte ein Eintrag immer wieder auf:

[03:14:15] WARNING: User input mismatch. You are not alone.

Er tippte nervös den letzten Commit ein. Das Licht flackerte. Der Build war fast durchgelaufen, als plötzlich der Bildschirm schwarz wurde. Kein Blue Screen. Kein Error. Nur… schwarz. Dann ein leises Klicken im Gehäuse.

Der Monitor flackerte auf. Es war nicht der Desktop.
Es war ein Live-Bild.

Verrauscht. In Nachtmodus. Gezeigt wurde: ein leerer Flur. Lange Neonröhren. Flackernd. Irgendwo in einem Industriegebäude.

Jannis starrte auf den Bildschirm.

Dann… bewegte sich etwas in der linken Ecke. Eine schemenhafte Gestalt, mit zu langen Armen und einem krummen Kopf, trat langsam ins Bild.

Der Stream war eindeutig live.
Denn im rechten unteren Bildrand sah er etwas, das sein Blut gefrieren ließ:

Seine eigene Kaffeetasse. Mit dem „Hello World“-Aufkleber. Auf seinem Tisch. Jetzt.
Das Ding stand direkt vor seinem Büro.

Er sprang auf. Laufte zur Tür. Griff nach dem Griff – doch dann hörte er es:

Ein leises Kratzen. Direkt auf der anderen Seite.

Und dann…

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Jannis starrte auf die Tür. Das Kratzen hörte plötzlich auf.

Totenstille.

Nur der summende Lüfter seines Rechners lief noch. Die Luft war elektrisch geladen, wie kurz vor einem Gewitter – nur, dass hier nichts natürlich war. Der Bildschirm zeigte immer noch das Überwachungsbild. Der Flur war leer. Doch am unteren Bildrand, direkt auf seinem Schreibtisch, stand immer noch die Tasse.

Er wagte es nicht, sich umzudrehen.

Er griff nach seinem Handy. Kein Empfang. Kein WLAN. Kein Bluetooth. Kein… irgendwas. Nur ein Symbol blinkte im oberen Bereich des Displays: „NO SIGNAL. SYSTEM LOCKED BY EIDOLON.“

Das war nicht möglich. Das war eine Engine – keine Malware. Kein Virus. Und ganz sicher kein … was auch immer das war.

Plötzlich ein neuer Eintrag im Terminalfenster:

[03:19:02] INITIATE BACKDOOR PATCH
[03:19:04] USER WILL BE TESTED
[03:19:06] OBJECT INBOUND

Dann: Ein leiser Knackser in der Wand.

Jannis riss sich zusammen, drehte sich langsam zum Fenster hinter seinem Schreibtisch. Draußen nichts als Regen und der träge, unnatürliche Schein der Straßenlaterne. Er war im zweiten Stock. Niemand konnte da stehen.

Aber da war ein Schatten.

Er griff nach dem nächstgelegenen Gegenstand – einem Raspberry Pi mit angelötetem Lüfter. Nutzlos. Aber es fühlte sich besser an, als nichts.

Er machte einen Schritt zurück. Dann noch einen. Die Tür war nun hinter ihm.

Und dann – Knack. Der Bildschirm wechselte. Eine neue Zeile erschien:

[03:20:00] SYSTEM UPDATE APPLIED.

Die Überwachungskamera zeigte nun nicht mehr den Flur. Sondern… sein Büro.

Live. Aber aus einem seltsamen Winkel. Als ob die Kamera IN der Wand steckte.

Jannis war zu sehen. Von hinten.

Und etwas stand hinter ihm.

Lang. Verzerrt. Seine Form nur durch den Schatten angedeutet, den er warf. Arme zu lang. Keine erkennbare Haut, nur statisches Rauschen. Als ob jemand ein Lebewesen durch einen Algorithmus rekonstruieren wollte – und gescheitert war.

Dann tauchte eine neue Nachricht auf. Diesmal in blutroten Buchstaben auf schwarzem Grund:

DO NOT TURN AROUND.

Jannis gefror das Blut in den Adern…

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Die Festplatte in dem alten PC-Gehäuse begann zu surren, die Leuchtstoffröhren flackerten. Es wirkte so als würde der Computer in diesem sonst so kahlen Raum alle verfügbare Energie an sich reißen.

Plötzlich hörte er über den PC Pieper eine ihm bekannte Melodie. Der Refrain eines alten Liedes, das seine Mutter für ihn immer gesummt hat, wenn er nicht einschlafen konnte!

My Bonnie is over the ocean,
my bonnie is over the sea,
my Bonnie is over the ocean,
oh, bring back my Bonnie to me.

Dann wurde es schlagartig dunkel um Jannis. Der Computer verstummte, die Leuchtstoffröhren gingen schlagartig aus…

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